Ich sage nur 9 € Ticket und einen Tag vor Frohnleichnam.
Ganz entspannt verabschiede ich mich zu Hause von meiner Frau und fahre mit dem Rad zum Duisburger Hauptbahnhof. Die Temperatur ist angenehm und nach einer halben Stunde sind die 10 Kilometer schnell geschafft.
Im Duisburger Hauptbahnhof gehts dann im Aufzug schon los. Das Rad passt soeben in den Fahrkorb. Ich bin zeitig da, also ist erst einmal warten angesagt.
Der Bahnsteig füllt sich und der Zug rollt ein, zum Glück ist es noch nicht meiner. Da hätte ich nicht mehr reingepasst. Als der Zug abfährt bin ich alleine am Gleis. Das ändert sich aber schlagartig. Warum machen soviele Schulklassen vor einem Feiertag einen Ausflug? Der Bahnsteig ist rappelvoll und da es für Regionalzüge keinen Wagenstandsanzeiger gibt, kann ich nur vermuten wo sich das Fahrradabteil befinden könnte.
Der letzte Schluck Kaffee und da rollt nun mein RRX nach Koblenz ein. Glück gehabt, das Fahrradabteil ist nur 20 Meter entfernt, aber es stehen auch 50 Fahrgäste davor. Beladen mit den Packtaschen ist das Rad alles andere als handlich.
Es passt, ich bin drin. Gut, den Beladungsvorgang des Zuges habe ich etwas aufgehalten, aber es passt. Die Türen gehen zu und keine zwei Minuten später bin ich schon mit einem anderen Radreisenden im Gespräch. Er will mit seinem Freund drei Tage durch den Hunsrück fahren. Sein Freund, mit Fahrrad, in Düsseldorf-Flughafen zusteigen? Wir laufen am Flughafenbahnhof ein. Der Bahnsteig ist nicht ganz so voll. Es passt, so gerade.
An den nächsten Bahnhöfen muss immer wieder ein Radreisender zurückbleiben. Es kommen die ersten Ansagen, dass der Zug voll ist und kein weiteres Rad mitgenommen wird.
Ab Köln wird es dann etwas entspannter, weil die ganzen Schulklassen aussteigen. Endlich kann man sich am Platz mal drehen.
In Koblenz angekommen ist erst einmal Durchatmen angesagt. Maske ab und rüber aufs andere Gleis. Es wird schon wieder so voll. Zusätzlich stehen noch eine Menge Kinderwagen rum, Konkurrenz also.
Im Abteil sieht es aus wie Tetris. Scheint ein Spiel zu sein, was jeder kennt und scheinbar auch beherrscht. Von Bewegung redet hier keiner im Zug. Alle sind froh drin zu sein.
Auf dem Weg nach Frankfurt müssen wieder Fahrgäste mit Rad zurück bleiben. Bei einigen ist es bereits der zweite Zug, von dem sie nicht mitgenommen werden.
In Frankfurt fährt mein Anschlusszug dann 15 Gleise weiter ab. Blöd nur, dass ich erst einmal fast das ganze Gleis im Slalom gehen muss weil ich nur noch 10 Minuten Bis zur Abfahrt habe. Die fahrplanmäßigen 40 Minuten sind fast komplett geschmolzen. Es reicht gerade so. Als ich drin bin, kommt noch ein Pärchen mit einem Tandem. Das ist an so einem Tag dann echt die Königsklasse im Bahntetris.
An jeder Haltestelle kommen weitere Fahrräder hinzu. Will das denn kein Ende nehmen? Ich kündige schon einmal zwei Haltestellen vor Gemünden an, dass ich aussteigen muss. Ein Raunen geht durch die Menge. Es sind mittlerweile gut 15 Fahrräder im Abteil. Das Personal hat auch keine Lust mehr auf Diskussionen, von der Fahrscheinkontrolle mal ganz abgesehen.
Einfahrt in den Bahnhof Gemünden. Der Zug hält und 7 Radreisende müssen raus, damit ich mit meinem Rad raus kann. Alles hat gepasst. Gut, es gibt wegen dieser Aktion weiter 5 Minuten Verspätung. Aber mein Anschlusszug ist zwischenzeitlich auch weg. Also bin ich entspannt.
Aber was ist das, kein Aufzug, keine Rolltreppe. Da bleibt mir also nur die Treppe. Stufe für Stufe schön langsam mit beiden Bremsen am Anschlag die Treppe runter. Ich hoffe insgeheim, dass der Tunnel einen ebenen Ausgang hat. Denkste, wieder nur Treppen. Ich zähle sie erst garnicht. Aber es gibt an der Seite so ein Gepäckförderband, natürlich für Fahrräder verboten. Aber verbotene Sachen reizen in aller Regel ja besonders. Das Rad zum Anfang des Bandes geschoben, aber die Bahn ist ja nicht blöd. Den Anfang des Bandes haben sie erhöht, damit man einen Koffer ganz bequem abstellen kann. Das Rad mit dem Gepäck ist aber leider nicht so handlich und da ich es auf meiner linken Seite schieben muss schon mal besonders nicht.
Aber es gibt da ja noch die Schiebehilfe. Schnell aktiviert, das Vorderrad etwas hochgehoben und schon ist das Vorderrad auf den Band. Das Hinterrad sucht sich dann seinen Weg. Oben angekommen bin ich dann aber doch froh, dass alles so regungslos funktioniert hat.
Mein Zug war ja weg und ich musste 50 Minuten warten. 50 Minuten ist an so einem Tag ein Traum. Andere warteten 3 Stunden bis sie mitgenommen wurden.
Aber erst im Triebwagen nach Bad Kissingen hatte ich die Gelegenheit nach bisher 6,5 Stunden sitzen zu können und wohlgemerkt, immer mit Maske.
Es war wie im Paradies, nur mein Fahrrad steht im Fahrradabteil, trotzdem der Hinweis, das Gepäck abnehmen zu müssen, wenn ein weiteres Rad kommt. Alles entspannt.
Nach gut einer Stunde ist Bad Kissingen erreicht und und ich haben nur eine Verspätung von einer Stunde.
Eine fast perfekte Anreise und ein erster Eindruck auf das was ich noch alles erleben werde auf meiner Reise. Das alles für 9€ und 6€ für das Fahrradticket.
Das Abenteuer hat begonnen.