Mein Tourbike, das Riese&Müller Superdelite GT Touring

„Never change a running system“ – das dachte ich mir, als ich mich dazu entschieden habe, eine neue Radtour zu planen. Das Riese&Müller Superdelite GT Touring gehört mit 31 kg nicht gerade zu den Leichtgewichten unter den Reise-E-Bikes. Ein robuster Rahmen, die Vollfederung und zwei im Rahmen eingelassene Akkus sind unter anderem die Ursache dafür.

Der Antrieb

Bosch Performance Line CX

Natürlich wird das Rad in erster Linie von mir angetrieben, jedoch zusätzlich mit einem Bosch Performance Line CX (Gen4) Motor mit bis zu 85 Nm unterstützt. Die Akkus (500 Watt und 625Watt), mit einer Gesamtleistung von 1.125 Watt, reichten bei mir für eine maximale Tagesetappe von 176 km mit Beladung. Beide Akkus kann ich mit dem in der Lieferung enthaltenen 6 A Ladegerät entweder einzeln oder über eine Steckverbindung am Bike direkt aufladen.

Nur alleine mit einem Motor kommt man aber noch nicht von der Stelle. Die Kraft der Pedale und des Motors wird bei dem Superdelite GT Touring in meiner Ausstattung per Kette auf die 27,5 Zoll Reifen übertragen. Für die Wahl des richtigen Gangs auf ebener Fläche oder Berganstieg sorgt die 11-Gang Schaltung XT 11-S Linkglide von Shimano. Die Schaltung funktioniert auch sehr präzise, wenn noch unter voller Belastung des Antriebs der Gang in der Bergauffahrt gewechselt werden muss.

Shimano XT 11-S Linkglide

Um die Leistung in den entsprechenden Vortrieb umzusetzen, sorgen die Schwalbe Johnny Watts 60-584 für den nötigen Grip auf Asphalt und Gravel. Die Reifen sind trotz ihrer Profilierung laufruhig und sorgen für eine gute Spurtreue. Auf meiner Tour gab es einige Situationen, bei denen die Reifen über spitze Steine und scharfe Kanten mussten. Der Reifenaufbau ist kräftig genug gewesen, um keinen Schaden zu nehmen. Auch die Abnutzung des Reifens ist nach rund 5.000 Kilometern gering. Somit sollte der Reifen für meine nächste Tour noch ausreichen.

Magura Scheibenbremse MT5

Mit dem Rad gut und schnell das nächste Ziel zu erreichen, ist das Eine. Genauso gut sollten beim Tourenrad aber auch die Bremsen kraftvoll zupacken können, um schnell und kontrolliert wieder zum Stehen zu kommen. Die beiden Magura Scheibenbremsen MT5 sind mit jeweils 180 mm Durchmesser großen Bremsscheiben ausreichend dimensioniert, um das voll beladene Rad inklusive Fahrer sicher abzubremsen. Die Bremsklötze musste ich nach rund 4.500 Kilometern wechseln, was für die Kilometerleistung im Normalbereich ist. Die Dicke der Bremsscheiben waren noch im Toleranzbereich des Herstellers, dessen Minimum mit 1,8 mm angegeben wird.

Die Schaltzentrale

Bedienelement Bosch Nyon und Sattelhöhenverstellung

Als zentrale Steuereinheit ist mein E-Bike mit dem Bosch-Nyon ausgestattet. Auf dem gut ablesbaren Display kann ich alle erforderlichen Informationen zur meiner aktuellen Etappe abrufen. Mit einer vom Griff aus gut erreichbaren Schaltwippe kann ich die Daten des Tripcomputers, der genutzten Motorunterstützung, den Akkustand, Menüeinstellungen und die Navigationskarte abrufen. Ja, richtig gelesen, die eigentliche Navigation auf meiner Tour mache ich mit dem Bosch-Nyon.

Bosch Nyon und Garmin Gpsmap 66i

Die Route plane ich mit der App von Komoot. Über WLAN synchronisiert sich die Route mit dem Bosch-Nyon. Zu Beginn der Fahrt wähle ich die entsprechende Etappe aus und starte die Routenführung. Nach Erreichen des Startpunktes erhalte ich vom Bosch-Nyon entsprechende akustische und optische Informationen zur Routenführung. Nahezu blendfrei ist das Display gut ablesbar. Erfreulicher Weise kommen die Abbiegehinweise auch bei höheren Geschwindigkeiten so rechtzeitig, dass man eine gute Chance hat, die Orientierung zu behalten. Schöner „Nebeneffekt“, das Bosch-Nyon zeichnet die gefahrene Route auf und speichert sie im entsprechenden Portal (wenn man sich dort vorher registriert hat). So lassen sich am Ende eines Reisetages noch einmal alle Teiletappen Revue passieren. Bei Bedarf kann die Einheit auch am Fahrrad mit einer Schraube fest arretiert werden.

Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, die Tour direkt im Bosch-Nyon einzugeben. Dabei wird die verbleibende Kapazität der Akkus direkt berücksichtigt und man bekommt die Info, ob man sein geplantes Ziel erreicht. Egal, wie man sich entscheidet, seine Tour zu planen, ob über Komoot oder im System direkt, mit dem Navi lässt es sich sehr entspannt fahren und man kann jederzeit die Tour geniessen.

Der Fahrkomfort

Fi‘zik Monte MG

Extrem wichtig für mich ist der Sitzkomfort. Meine gewählten Tagesetappen unterscheiden sich etwas vom entspannten nach Hause radeln nach der Arbeit. Entfernungen zwischen 80 und 170 km wollen nicht nur stehend gefahren werden. Mein Superdelite GT Touring hat serienmäßig den Monte MG von FIZIK. Der Sattel ist komfortabel und an den für mich richtigen Stellen gepolstert. Eine gute Ausgewogenheit in Sachen Steifigkeit und Komfort.

Montiert ist der Sattel auf der Sattelstütze Dropper Post X-Fusion Manic 100. Per Schalthebel am Lenker kann ich die Sitzöhe entsprechend der Fahrsituation einfach anpassen. An der Ampel und in komplizierten Fahrsituationen löse ich die Verriegelung mit dem Schalthebel am Lenker und drücke den Sattel mit meinem Körpergewicht nach unten. Dadurch bekomme ich den Freiraum mit meinem Oberkörper, den ich zur Kontrolle in der entsprechenden Situation benötige. An der roten Ampel ist das z.B. die Möglichkeit, entspannt mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen und das Rad so zu kontrollieren.

Suntour Dämpfer

Erhöht wird der Fahrkomfort ebenfalls durch die Vollfederung von Suntour. Vorne mit einem Federweg von ca. 140 mm und hinten mit 50 mm (gemessen am Dämpfer), was ungefähr 100 mm tatsächlichen Federweg an der Hinterachse ausmacht. Während der Tour muss die Federung natürlich fleißig arbeiten. Einstellen kann man die Dämpfer, angepasst auf die geplante Beladung, mit dem entsprechenden Luftdruck in den Dämpfern. Hier empfehle ich in jedem Fall vor der Tour ein paar Proberunden auf unwegsamen Gelände zu fahren, um auszuschließen, dass der Dämpfer wegen zu geringem Luftdruck durchschlägt. Einfach das Rad entlasten und bei Bedarf den Druck etwas erhöhen.

Suntour Hinterachsdämpfer

Optional gibt es auch die Möglichkeit, die Dämpfung mit einem Hebel am jeweiligen Dämpfer sperren zu können, bzw. manuell verstellen zu können.

Sehr zufrieden bin ich mit den GP3 Griffen von Ergon ergonomic. Durch Lenkerhörnchen kann man zwischendurch eine weitere entspannte Position auf dem Rad einnehmen, was ich besonders auf längeren geraden Passagen genossen habe.

Die Beleuchtung

Supernova M99 Scheinwerfer mit Fernlichtfunktion

Um bei Dunkelheit einen klaren Blick zu erhalten, ist das Superlite GT Touring mit der Lichtanlage M99 von Supernova mit integrierten Bremslicht ausgerüstet. Sobald man mit dem Taster am Bordcomputer dem Bike das zum Leben erweckt, schaltet sich das Licht an. Man kann es nicht ausschalten, was ich nicht als störend empfinde, dient es doch zur Sicherheit. Das vorhandene Bremslicht signalisiert den Hinterherfahrenden, wenn entweder die Vorder- oder Hinterradbremse betätigt.

Bei meiner Tour hatte ich häufiger die Situation, dass ich mal mehr Licht benötigt habe. Mit einem ebenfalls gut erreichbaren Taster lässt sich in dem Fall das Fernlicht einschalten. Wie man es aus dem PKW kennt, leuchtet dann auf diesem Taster auch das Fernlichtsymbol in blauer Farbe.

Das Abblend-, wie das Fernlicht, sind in allen Belangen ausreichend hell. Es sollte stets allerdings darauf geachtet werden, dass der Frontscheinwerfer richtig eingestellt ist, um den Gegenverkehr nicht zu blenden.

Der Frontscheinwerfer ist ab Werk mit einer Halterung unterhalb des Bordcomputers montiert. Während meiner ersten Tour habe ich festgestellt, dass sehr oft meine Tasche, die ich vorne auf dem Gepäckträger festgezurrt habe, in Teilen das Licht verdeckte. Das habe ich nun mit einem Adapter geändert, so dass die Lampe nun ca. 7 cm höher steht.

Der Gepäcktransport

Gepäckträger und Lowrider

Mit das Wichtigste kommt zum Schluss. Natürlich fährt man so eine längere Tour nicht nur mit dem, was man gerade am Körper trägt. Wohin also mit dem Gepäck? Laut Herstellerangabe hat das Rad eine Zuladung von 150 Kilo. Für den hinteren Gepäckträger gibt es eine Freigabe von 20 kg, für den vorderen 5 kg. Dort transportiere ich meine Wertsachen und das Fotoequipment.

Vorderer Gepäckträger

Zusätzlich habe ich einen Lowrider-Träger an der vorderen Gabel montiert. Daran befestige ich zwei Sport Roller Free mit jeweils 12,5 Litern Volumen, hinten die dazu passenden Back Roller Packtaschen von Ortlieb mit jeweils 20 Litern Packvolumen. Zusätzlich für Zelt und Gestänge eine Rack-Pack Free mit 31 Litern. Alle Taschen sind aus der PVC-freien Produktlinie Free.

Ortlieb Back Roller Gepäcksystem

Das Fazit

Das Riese&Müller Superdelite GT Touring ist in der gehobenen Klasse der Reise E-Bikes zu Hause. Obwohl ich damit keine Erfahrung habe, empfehle ich, vor längeren Touren darüber nachzudenken, ein Rad mit Riemenantrieb statt Kette auszuwählen. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Ich musste mit der Kette etwas mehr Pflegeaufwand betreiben und habe für meine nächste Tour die Ritzel und Kette getauscht. Es ist sehr solides Bike, auf das man sich bei Radfernreisen verlassen kann.

Alles in allem, Fahrrad, Gepäck und mich als Fahrer, bewege ich rund 150 Kilo durch die Landschaft, bergauf und bergab. Deshalb bin ich froh, dass ich mit der Unterstützung des kräftigen Motors meine Touren auch genießen kann. Meine Herausforderungen sind dann am Abend einen geeigneten Schlafplatz für mein Zelt und einen Stromanschluss für das Laden des E-Bike zu finden. Alleine dadurch komme ich zwangsläufig immer mit Menschen in Kontakt. Und das ist das, was für mich das Reisen ausmacht.

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